EM-Finale: Für die einen zum Vergessen, für die anderen unvergesslich!
Die Etappe wurde von den Aktiven als unspektakulär und durch die ausgefahrenen Wege als extrem zermürbend beschrieben. Auch die Sonderprüfungen konnten nur bedingt punkten. Hatte der Enduro-Test mehr die Charakteristik eines Cross-Tests, so war die eigentliche Cross-Prüfung nur ein endloses Geschlängel auf einer abgeernteten Wiese. „Bis auf zwei Geraden, auf denen ein Durchbeschleunigen möglich war, wurde alles nur im ersten bis dritten Gang gefahren“, zeigte sich Edward Hübner, einer von vier Team Sturm-Fahrern vor Ort, nur wenig begeistert.
Neben dem dreifachen Deutschen Meister gingen noch Gerrit Helbig und Maik Schubert an den Start, die beide die komplette EM-Saison bestritten sowie Alexander Gehlert, der am Ende gar nicht mehr aus dem Strahlen heraus kam.
Für Eddi Hübner verlief das Wochenende eher durchwachsen. Am ersten Tag stürzte er gleich bei einer Berg-auf-Passage, wodurch er sehr viel Zeit einbüßte, die in der leistungsdichten Klasse „über 250 ccm / 4-Takt“ nur sehr schwer aufzuholen war. Auch am zweiten Tag blieb ihm das Pech an den Fersen kleben. Auf der Etappe beschädigte er seine KTM derart, dass er an der Zeitkontrolle das komplette Heck wechseln musste. Das war in der normalen Servicezeit kaum zu schaffen, so dass er vier Strafminuten kassierte. „Dennoch war ich mit dem Tag recht zufrieden, denn die Zeiten in den Tests passten und ich bin gut in meinen Rhythmus gekommen“, so Eddi, der sich für das Abschluss-Cross dann viel vornahm, aber auch dort durch einen Sturz in der zweiten Runde bereits alle Chancen auf eine vordere Platzierung einbüßte. „Es war ein gutes Training, aber rein von den Resultaten eher ein Wochenende zum Vergessen.“
Für die einen zum Vergessen für die anderen unvergesslich. Genau so dürfte Alexander Gehlert das dreitägige Finale in Erinnerung bleiben, denn der 25-Jährige nutzte die Gunst der Stunde, um in der weniger breit aufgestellten Klasse „bis 250 ccm / 2-Takt“ seinen größten sportlichen Erfolg zu feiern. Alexander war bereits in Schweden am Start und sicherte sich nun, dank kämpferischer Leistung und Durchhaltevermögen, auch in Polen an allen drei Tagen EM-Punkte, was ihn noch auf den dritten Rang nach vorn brachte. „Es ist wirklich unglaublich“, strahlte er über das ganze Gesicht. „Ich war mir erst nicht sicher, ob ich wirklich in Polen starten sollte, aber meine Familie meinte, diese einmalige Chance sollte ich mir nicht entgehen lassen. Das es nun tatsächlich zur Bronzemedaille gereicht hat, ist der Hammer!“
Gerrit Helbig lag in der Klasse „über 250 ccm / 2-Takt“ ebenfalls gut im Rennen. Der Wolgaster, der mittlerweile seine vierte komplette EM-Saison am Stück absolviert und zudem zu den dienstältesten Team Sturm-Fahrern zählt, hatte Chancen die EM als Gesamtvierter abzuschließen. „Aber der Plan ging leider nicht ganz auf. Ich hatte mir unterm Strich mehr erhofft. Jetzt ist es der fünfte EM-Rang geworden und das ist natürlich auch vollkommen in Ordnung“, zeigte sich Gerrit dennoch zufrieden.
Vierter im Bunde war Maik Schubert. Auch er haderte mit den Bedingungen, auch wenn ihm im Gegensatz zu den meisten anderen, eher die Cross-Prüfung entgegen kam. „Mit dem Enduro-Test hatte ich so meine Probleme, bin dort irgendwie gar nicht in Schwung gekommen“, zeigte sich Maik nicht ganz so glücklich. Beim Abschluss-Cross sorgte er mit einem Blitzstart für Aufsehen, als er als Zweiter in die erste Kurve bog. „Leider musste ich dann einem gestürzten Fahrer ausweichen und bin dabei selbst zu Fall gekommen. Als ich mich gerade wieder aufrappelt hatte, fuhr ein weiterer über meine Finger“, so der 25-Jährige, der sich dennoch ins Ziel kämpfte, damit ohne Ausfall in der laufenden Saison blieb und so den zehnten EM-Rang belegte.
Text: Peter Teichmann